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Freihof-Gymnasium Göppingen

Der eingezäunte Woyzeck – Rezension zum Theaterstück

Da die Deutsch-Kurse der KS2 „Woyzeck“ als abiturrelevantes Thema im Unterricht behandelt haben, lag  der Besuch einer Theaterumsetzung dieses von Georg Büchner 1877 veröffentlichten Dramenfragments nahe.

Bei dieser Aufführung handelt es sich um eine Neuinterpretation,  bei der bewusst Figuren weggelassen und manche stark überzeichnet dargestellt werden. Die Theatergruppe „THEATERmobileSPIELE“, welche sich auf das Aufführen der jeweiligen aktuellen Abiturwerke spezialisiert hat, erschuf eine Version eines Ein-Mann-Stücks, das verschiedenste Puppen zur Darstellung der Nebenfiguren verwendet, denen Julian Koenig eine Stimme verleiht.

Das Stück wird ausschließlich aus der Sicht von Woyzeck vorgetragen und spielt, anders als im Fragment, nicht in der Gegenwart, sondern ist viel mehr ein erneutes Durchleben der zu diesem Zeitpunkt bereits zurückliegenden Ereignisse. Die Puppen ergeben unter diesem Aspekt besonders Sinn, da man sich jene so erklären könnte, dass Woyzeck diese selbst schuf, um seine persönlichen Erlebnisse zu verarbeiten. Diese Erzählform fordert jedoch die genaue Kenntnis der Lektüre.

Ein grundlegender Aspekt, so der Schauspieler Julian Koenig , sei, die Welt aus Woyzecks Augen zu erleben. Aus diesem Grund gibt es auf der Bühne nahezu keine Farben und alles ist in einem tristen Grau, Braun und Oliv gehalten. Ein Zaun um die Bühne dient weiter als Symbol für die Einschränkungen, die Woyzeck in seinem Leben hinnehmen muss, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Keine Freizeit, keine Freiheit und die andauernde Demütigung durch Personen, die gesellschaftlich bessergestellt sind und von welchen er – aufgrund seiner finanziellen Situation – abhängig ist, sorgen bei Woyzeck für eine Welt ohne Farben, ohne Schönheit und ohne Hoffnung. Diese psychisch belastende Situation wird dadurch in diesem Stück weitaus deutlicher als in der Dramenvorlage.

Eine Art Marktschreier spricht im Hintergrund immer wieder von einer „Menschenattraktion“, wodurch auch das Gefühl einer Menschenausstellung, wie es sie früher in Zoos gab, geschaffen werden soll. Hier liegt jedoch auch die größte Schwäche der Vorstellung, da sich dieser Marktschreier nicht schlüssig in das Gesamtkonzept einfügen will.

Abschließend lässt sich sagen, dass es sich bei diesem Stück um eine großartige Interpretation handelt, welche nicht nur mit ihrem neuen Ansatz der Erzählweise, sondern auch mit dem grandiosen Bühnenbild und der herausragenden schauspielerischen Leistung überzeugt. Man hat bewusst Alptraummaterial geschaffen, um Bilder in den Kopf zu brennen, welche man so schnell nicht mehr loswird. Das ist jedoch auch gut so, denn „Woyzeck“ ist kein schönes Stück. Es ist eine zutiefst traurige Geschichte, welche zeigt, wie düster die Welt ohne Hoffnung ist. Jeder sollte sich einmal mit diesem Stück beschäftigen, um sich in Menschen, deren Welt ähnlich düster ist, hineinversetzen zu können. Denn die Aufgabe von Menschen, die in einem sicheren Umfeld leben dürfen, sollte es sein, denen zu helfen, die nicht über ein solches verfügen.

 

(Text:  Schüler*innen des Leistungskurses D242, Fotos: S. Sonnentag)